Alken - Treis-Karden

Ach, Kinders, wie hab ich himmlisch geschlafen! Aber wenn ich gewusst hätte, welches Frühstück mich erwartet, hätte ich mir den Wecker gestellt, um es länger genießen zu können. Vor lauter Reden, vergesse ich völlig die Zeit und gehe erst los, als es schon ... sagen wir mal ... wohlig warm ist. Bis hinter Hatzenport ist es sehr schattenlos, bevor es endlich in den Wald und in Richtung Burg Eltz geht.


Ich habe mir daheim alles angelesen, was ich so über die Burgen, Kirchen und Orte auf dem Weg finden konnte, weil ich ja vielleicht einen neuen Bauchfüßler schreiben wollte (inzwischen: geschrieben habe; und ich bin sehr stolz auf ihn!) und war sehr gespannt, aber als ich die Burg so gesehen habe, war ich doch ein bisschen überwältigt.

Noch mehr überwältigen mich vor Ort allerdings die Menschenmassen. Es ist Sonntag, ka klasse, das hab ich ja wieder geschickt hingekriegt! Überall sind Menschen und ich fühle mich ziemlich fehl am Platz mit meinem großßen Rucksack, der die Augen von allen möglichen Menschen aus allen möglichen Ländern auf sich zieht. Ich will hier nur noch weg, mache keine Führung, stelle mich noch nicht einmal am Ticketschalter für einen Stempel an, sondern ergreife so schnell ich kann die Flucht!

Leider vergesse ich vor lauter Ichwillhierweg!, nach meinem Wasservorrat zu gucken, was sich bald rächt. Irgendwann bin ich so was von dankbar für den Apfel, den ich mitgegeben bekommen habe, und knabbere ganz vorsichtig an ihm herum. Das macht den Durst nicht weg, aber er nimmt diesen latschligen Geschmack aus dem Mund. Irgendwie bin ich wohl, ich bin ja in Deutschland!, zu großkotzig an diesen Weg gegangen. Irgendwie habe ich auch nicht wirklich damit gerechnet, dass er oft ganz lange über die Hügel und nicht durch Orte führt.


Irgendwann sehe ich Autos und eine Hütte leuchtet durch die Bäume, die sieht so fest aus, die muss doch bewirtschaftet sein! Meine Beine werden sofort schneller und ich fühle schon schön kaltes Wasser durch meine Kehle hin... Nee, die Hütte ist nicht bewirtschaftet. Sie gehört zum Grillplatz, der aber immerhin direkt vor Treis-Karden liegt. Platt gesehen sind es nur noch wenige Meter, unplatt liegen einige Meter mehr an Hinuntermüssen zwischen mir und dem Ort.


Ich gucke noch einmal ganz genau in die Hütte, aber da sind wirklich nur die Sachen von Picknickern drin. Immerhin ist heute Sonntag, das war auf der Burg jetzt nicht ge-

rade hilfreich, aber hier ist es mein Glück. Die Picknicker sind total nett und haben sofort nicht nur ein Glas Wasser für mich, sondern auch noch ein Handy, mit dem sie unten eine Freundin anrufen, die ein Pilgerzimmer hat. So werde ich nicht nur enttrocknet, sondern ganz nebenbei noch mit einer Unterkunft versehen! Da sag noch einmal einer, die Menschen in Deutschland seien nicht nett und hilfsbereit - vielleicht muss ihnen nur die Gelegenheit dazu geben!


Als ich im Ort in einer Gaststätte nach dem Weg frage (meine Herbergswirtin ist von hier schon zu sehen, wie sie auf der Straße steht und auf mich wartet - ist das lieb!), werde ich sofort in die Dorfgemeinschaft aufgenommen. Als ich  später noch ein bisschen herumbummele, werde ich von allen Seiten angesprochen, ob es mir denn gut geht und ich gut untergekommen sei!